"Der aussichtslose Kampf der

Lebensversicherer gegen die Inflation"

"Die laufende Verzinsung von über 80 Millionen Lebensversicherungen kann die Geldentwertung längst nicht mehr ausgleichen.

Die Branche und die Kunden stecken im Dilemma."


Handelsblatt Onlineausgabe

22.04.2022

Die Fakten

  • Versicherer im Fadenkreuz der Aufsichtsbehörde

    Die fondsgebundene Lebensversicherung ist der Hoffnungsträger der Versicherer. Im Jahr 2022 hat die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) fondsgebundene Lebensversicherungen genauer unter die Lupe genommen.

     

    Das schockierende Ergebnis: Viele Versicherungen hatte zu hohe Kosten. In zahlreichen Fällen bestehen Interessenskonflikte zu Lasten der Kunden. In Anbetracht dieser besorgniserregenden Erkenntnisse hat die BaFin weitere Untersuchungen angekündigt, um Verbraucher besser zu schützen.

  • Run-Off: Der Ausverkauf von Lebensversicherungen

    Das vermutlich deutlichste Signal, dass mit Kapitallebens- und Rentenversicherungen etwas nicht stimmt, kommt von den Versicherungsgesellschaften selbst. 


    Die ERGO hatte ihre 6 Millionen Versicherungsverträge in 2017 zum Verkauf angeboten, den Verkauf dann aber abgesagt. Das Neugeschäft mit Lebensversicherungen wurde seitdem eingestellt und der Bestand wird runtergefahren (interner Run-Off). 


    Die Generali, die Nr. 6 am deutschen Markt, hat eine noch drastischere Maßnahme ergriffen und ihre 4 Millionen Verträge an eine externe Abwicklungsgesellschaft verkauft (externer Run-Off), die sich mehrheitlich im Besitz ausländischer Finanzinvestoren befindet.

     

    Zuletzt haben die AXA und die Zurich Versicherungsbestände verkauft.

  • Auf die Garantien ist kein 100 %-iger Verlass mehr

    Rentenversicherungen haben ein Alleinstellungsmerkmal: Eine garantierte und planbare Rente bis zum Tod. Für sicherheitsorientierte Kapitalanleger ist dies ein wichtiges Entscheidungskriterium.

     

    Was nicht allgemein bekannt ist: Versicherer können unter gewissen Umständen ihre „garantierten“ Leistungen einseitig herabsetzen.

     

    Von dieser Option haben bereits zahlreiche Versicherer Gebrauch gemacht. Das heißt, Kunden mussten teilweise nicht unerhebliche Rentenkürzungen hinnehmen.

     

    Außerdem rechnen viele Versicherer mit sehr hohen Lebenserwartungen ihrer Kunden. Eine Studie des Bund der Versicherten kam zu dem Ergebnis, dass einige Versicherer bei neu abgeschlossenen Versicherungen mit Lebenserwartungen von 100 Jahren und mehr rechnen. Dies wirkt sich in der Regel negativ auf die Rentenzahlungen an die Kunden aus

Lebensversicherungen - Oft nicht mehr zeitgemäß

Millionen von Deutschen, die Vermögen aufbauen oder für das Alter vorsorgen möchten, wurde in den letzten Jahrzehnten Lebens- oder Rentenversicherungen verkauft.

Vielen Kunden droht nun ein böses Erwachen, denn die tatsächlichen Renditen von Lebens- und Rentenversicherungen sind aufgrund der Nullzinsphase meist deutlich niedriger, als erwartet.

Auch das andere zentrale Motiv zum Abschluss einer Lebens- oder Rentenversicherung, das Streben nach Sicherheit und einer garantierten Leistung, ist in Gefahr. Denn immer mehr Versicherer geraten in finanzielle Schwierigkeiten und sind gezwungen, ihre Leistungen zu kürzen. Auf die versprochenen Garantien ist oft kein Verlass mehr.

Hohe Kosten mindern die Rendite

Im Zusammenhang mit einer Lebens- oder Rentenversicherung fallen eine Vielzahl von Kosten an, z. B. Abschlusskosten, Verwaltungskosten, Stornokosten und Risikokosten. 


Insbesondere bei älteren Verträgen summieren sich diese Kosten nicht selten auf 20 % oder mehr der Beitragssumme.

Die Steuervorteile laufen oft ins Leere

Eines der Hauptargumente für den Abschluss von Lebens- und Rentenversicherungen sind vermeintliche Steuervorteile. In der Praxis handelt es sich oft lediglich um eine Steuerverschiebung. Die Steuervorteile werden oft durch hohe Kosten aufgezehrt.

Reserven anstatt Überschüsse

Die Überschussbeteiligungen zahlreicher Versicherungskunden wurden in den letzten Jahren teilweise dramatisch gekürzt. 


Eine Besserung ist  trotz der kürzlich gestiegenen Zinsen nicht in Sicht.

"Was ist schlimmer, als nicht versichert zu sein? 
Zu glauben, man sei versichert und dann ist man es nicht!"

Robert C. Merton
Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften

Wie wir helfen

In Kooperation mit unserem externen Netzwerk von Rechtsanwälten und Versicherungsgutachtern helfen wir Finanzdienstleistern, mögliche Risiken in ihren Kundenportfolios zu identifizieren.

Denn Berater und Kunden haben oft nicht die Informationen, die benötigt werden, um beurteilen zu können, ob ein Vertrag sinnvoll ist oder nicht. Dies hat eine Studie des Marktwächter Finanzen aus 2016 leider deutlich gezeigt.
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